1.9 Klimalasten
Bei Mehrscheiben-Isolierglas ergeben sich Druckdifferenzen zwischen dem in sich abgeschlossenen Scheibenzwischenraum und der Umgebung, die bei der Bemessung der Verglasung mit den äußeren Einwirkungen wie Eigengewicht, Wind, Schnee usw. zu überlagern sind. Diese Druckdifferenzen werden durch drei Klimalastanteile hervorgerufen.
- Temperaturdifferenz ΔT im Scheibenzwischenraum zwischen der Produktionstemperatur bei der Isolierglasherstellung und der (aktuellen) Umgebungstemperatur; es handelt sich hierbei um eine veränderliche Einwirkung
- meteorologische Luftdruckdifferenz Δ pmet zwischen dem bei der Isolierglasproduktion im Scheibenzwischenraum eingeschlossenen Luftdruck und dem (aktuellen) Luftdruck der Umgebung; es handelt sich hierbei um eine veränderliche Einwirkung
- Höhendifferenz Δ H zwischen der Höhe des Produktionsortes und der Höhe des Einbauortes; es handelt sich hierbei um eine ständige Einwirkung
Die drei genannten Klimalastanteile erzeugen im Scheibenzwischenraum Druckdifferenzen gegenüber der Umgebung, die zum Teil über die Durchbiegung des Glases abgebaut werden. Für die Bemessung des Mehrscheiben-Isolierglases werden die Klimalastanteile, die zu einer Einbauchung, d.h. konkaven Verformung der äußeren Glasschichten führen, der Einwirkungskombination „Winter“ zugewiesen. Die Klimalastanteile, die zu einer Ausbauchung, d.h. konvexen Verformung führen, werden der Einwirkungskombination „Sommer“ zugewiesen.
Bei kleinformatigem Mehrscheiben-Isolierglas können diese Druckdifferenzen im Scheibenzwischenraum, aufgrund der kurzen Stützweiten der Verglasung, von Randverbund zu Randverbund, kaum durch Ein- bzw. Ausbauchungen abgebaut werden, sodass gerade kleinformatige Verglasungen hohen klimalastbedingten Druckdifferenzen ausgesetzt sind, die bei Verwendung von thermisch nicht vorgespanntem Glas, Beanspruchungen an der Glasoberfläche hervorrufen, die deutlich über den Beanspruchbarkeiten dieser Glasarten liegen können. Bei großformatigen Verglasungen stellen sich aufgrund des Druckabbaus infolge
der Scheibendurchbiegung (Volumenveränderung), kaum, oder nur geringe Beanspruchungen aus Klimalasten ein.
Abbildung 2: Klimalastbedingte Verformung von Mehrscheibenisoliergläsern